Mein Leben mit existenziellen Zwangsgedanken
Von Nelia, 32 Jahre
Meine Zwangsstörung begleitet mich seit meinem vierzehnten Lebensjahr. Meine Zwänge drehen sich um verschiedene Themen, die sich mit der Zeit teilweise verändert haben. In diesem Artikel möchte ich über die Art von Zwangsgedanken sprechen, die mich momentan am meisten belasten und die im englischsprachigen Raum als „existential OCD" bezeichnet wird, also auf Deutsch „existentielle Zwangsgedanken".
Es handelt sich dabei um Zwangsgedanken, die sich, wie der Name schon verrät, um existentielle bzw. philosophische Fragen drehen. Beispielsweise können das Fragen sein wie:
„Hat das Leben einen Sinn?"
„Gibt es einen freien Willen?"
„Gibt es ein Leben nach dem Tod?"
„Ist die Wirklichkeit, die ich wahrnehme, wirklich wirklich oder nur eine Scheinrealität?"
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Solche Fragen drängen sich Menschen mit „existential OCD" immer wieder auf und führen zu zwanghaftem Grübeln. Das Gemeine daran: Da es sich um Fragen handelt, auf die es naturgemäß keine endgültigen Antworten gibt, kommen die Grübeleien zu keinem Ende.
Bei mir ist es vor allem die Frage nach der Echtheit der Welt um mich herum, die mich belastet und zu Angstzuständen führt. Ich befürchte dann, den Verstand zu verlieren und suche zwanghaft nach Argumenten, um mich davon zu überzeugen, dass die Welt um mich herum echt ist und ich nicht in einer Scheinrealität a la „Matrix" lebe.
Aufgrund dieser Zwänge vermeide ich z.B. Filme mit Themen wie „Matrix" oder die „Trueman-Show" und ich habe im Studium das Philosophiemodul abgebrochen. Also ganz klares Vermeidungverhalten.
Hilfe erhoffe ich mir von Expositionübungen, die sich genau um diese Zwangsgedanken drehen und die ich in naher Zukunft in einer Fachklinik in Angriff nehmen werde. Ich möchte lernen, meine Zwangsgedanken auszuhalten und mein Vermeidungverhalten abzubauen. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist ebenfalls etwas, das mir Kraft gibt. Leider wird im deutsprachigen Raum meinem Eindruck nach noch wenig über existentielle Zwangsgedanken gesprochen, aber das lässt sich ja ändern!
Nelia, 32 Jahre
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